
Eine aktuelle Auswertung des Netzwerks Reparatur-Initiativen / anstiftung zeigt, wie lebendig und vielfältig die Reparaturbewegung in Deutschland ist. Die Ergebnisse geben wertvolle Impulse auch für Österreich – insbesondere für die Arbeit von Gemeinden, Initiativen und Reparaturcafés, die sich für Abfallvermeidung und Ressourcenschonung engagieren.
327 Initiativen (von über 1600 Initiativen in ganz Deutschland) haben an der von dem Netzwerk-Reparatur-Initiativen der anstiftung initiierten Umfrage teilgenommen. Die Ergebnisse in aller Kürze: Der Trend weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zur Kreislaufwirtschaft zeigt sich durch einen deutlichen Zuwachs an Initiativen in den letzten Jahren. Zudem entpuppt sich das gemeinsame Reparieren nicht mehr nur als nachhaltige Maßnahme, sondern auch als soziales Event. Das Werkeln an gemeinsamen Projekten und das Weitergeben von Wissen baut Barrieren zwischen Generationen und Kulturen ab und öffnet einen Raum zum gemeinsamen Schaffen.
Motivation und Werte
Die Beweggründe für das Engagement in Reparaturinitiativen sind vielfältig, doch einige Motive dominieren deutlich:
- 96% der Initiativen sehen sich als Akteure gegen die Wegwerfgesellschaft. Ressourcenschonung und Müllvermeidung stehen klar im Vordergrund
- 91% geben die Lust am Reparieren als Motivation an. Der „Spaß am Reparieren“ steht oft im Vordergrund
- 83% schätzen das Gemeinschaftsgefühl. Reparatur-Cafés sind Orte der Begegnung und des sozialen Zusammenhalts
Auffällig ist auch, dass viele Akteur:innen das Reparieren keinesfalls nur als Hobby ausüben. Viele weisen eine berufliche Ausbildung in den Bereichen Elektrotechnik, Ingenieurwesen und anderen handwerklichen Gebieten auf. Das zeigt, dass in Repair Cafés Profession und Passion häufig Hand in Hand gehen.
Ersteres spiegelt sich auch deutlich in der Zufriedenheit der Besucher:innen wider:
Die extrem hohe Zufriedenheit (98%) und Wiederkehrrate (95%) bestätigen, dass der Mittelweg zwischen Selbsthilfe- und Serviceangebot von den Besucher:innen gut angenommen wird.
Gesellschaftliche Bedeutung und Herausforderungen
Reparaturinitiativen sehen sich als Teil einer größeren Bewegung für Nachhaltigkeit und soziale Teilhabe. Ihr Beitrag reicht von Klimaschutz und Ressourcenschonung über Wissensvermittlung bis hin zur Stärkung lokaler Gemeinschaften.
Gleichzeitig werden in der Umfrage strukturelle Hürden sichtbar:
- Schwierige Nachwuchsgewinnung und begrenzte personelle Ressourcen.
- Fehlende reparaturfreundliche Produktgestaltung und eingeschränkter Zugang zu Ersatzteilen.
- Der Bedarf nach klaren rechtlichen Rahmenbedingungen, wie etwa einem wirksamen „Recht auf Reparatur“.
Bedeutung für Österreich
Auch in Österreich wächst das Interesse an gemeinschaftlichem Reparieren stetig. Die Ergebnisse aus Deutschland unterstreichen, welche Erfolgsfaktoren entscheidend sind:
- Sichtbarkeit und Förderung: Unterstützung durch öffentliche Programme und gezielte Kommunikation erleichtert Neugründungen.
- Niedrigschwellige Beteiligung: Workshops, Mitmach-Events und Bildungsangebote senken Einstiegshürden.
- Infrastruktur und Materialzugang: Gut ausgestattete Werkstätten und Zugang zu Ersatzteilen sind zentrale Voraussetzungen.
- Vernetzung: Der Austausch zwischen Initiativen stärkt Wissen, Motivation und Nachhaltigkeit.
In Österreich übernimmt Re-Use Austria eine zentrale Rolle bei der Vernetzung und Unterstützung der Reparaturszene, indem zweimal jährlich hybride Netzwerktreffen der Repair-Cafés organisiert werden, um Austausch, Weiterbildung und Kooperation zu fördern. Zudem führt Re-Use Austria eine jährliche Markterhebung durch, deren Ergebnisse in der Re-Use-Markterhebung veröffentlicht werden und wertvolle Einblicke in die Entwicklung der österreichischen Re-Use- und Reparaturszene bieten. Ein weiterer wichtiger Beitrag ist die Koordination einer von der Helvetia-Versicherung gratis zur Verfügung gestellten Haftpflichtversicherung für die freiwilligen Helfer:innen der Repair-Cafés – ein wesentliches Element zur Absicherung und Professionalisierung der Initiativen.
Reparaturinitiativen zeigen eindrucksvoll, wie gemeinschaftliches Handeln ökologische, ökonomische und soziale Ziele verbinden kann. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung – in Deutschland ebenso wie in Österreich.