Unter dem Titel „Die Rolle der Langlebigkeit und der Nutzungsdauer für einen nachhaltigen Umgang mit Bekleidung“ hat das deutsche UBA im Oktober 2022 eine Studie veröffentlicht, die sich dem steigenden Abfallaufkommen bei Textilien und sinkender Qualität durch den Fast-Fashion-Trend widmet.
Ziel der Studie ist es, die Themen Langlebigkeit sowie Verlängerung der Nutzungsdauer bei Herstellern, Politiker:innen und Konsument:innen in den Fokus zu rücken. Diese Themen hatten im Kleidungsbereich bisher kaum Priorität gehabt. Die Textilstrategie der EU ist dabei aber ein erster Schritt, um das zu ändern.
Für die sozialwirtschaftlichen Textilsammler von RepaNet sind langlebige und qualitativ höherwertige besonders wichtig, da immer mehr in den Kleidercontainern gespendete Stücke aufgrund ihrer schlechten Qualität unverkäuflich und auch für die Weitergabe an Bedürftige ungeeignet sind.
Zur Unterstützung eines nachhaltigeren Umgangs mit Bekleidung standen in den letzten Jahren vor allem die Lieferketten und die Kreislaufführung von Textilien im Fokus. Um die Umweltauswirkungen des Textilsektors zu verringern, bedarf es jedoch auch langlebiger Bekleidung, eine verlängerte Nutzungsdauer sowie insgesamt eines verringerten Konsums.
Die UBA-Studie führt den aktuellen Stand der Forschung zu den Themen Langlebigkeit und Nutzungsdauer von Bekleidung zusammen. Die Studie systematisiert bestehende Definitionen für Langlebigkeit, stellt die Einflüsse auf die Nutzungsdauer entlang des Lebenszyklus von Bekleidung dar, zeigt bestehende Praxis-Beispiele und formuliert weitere Forschungsempfehlungen.
Als Zielvorhaben für die Zukunft schlägt die Studie zudem vor die Qualität eines Kleidungsstücks in fünf Anforderungsbereiche einzuteilen: Soziales, umweltverträgliche Herstellung, Gesundheit, produktbezogene Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit. Diese Anforderungen setzen bei umweltschützenden Maßnahmen im Herstellungsprozess an und führen bis hin zu besserer Verwertbarkeit am Lebensende des Produktes. Nur so kann eine Kombination aus optimaler Nutzung der verwendeten Ressourcen und weniger Belastungen für die Umwelt ermöglicht werden.
Langlebigkeit als zentraler Punkt
Im Mittelpunkt steht bei dieser Thematik vor allem die Verbesserung der Langlebigkeit von Textilien. Fast Fashion kommt bekanntlich immer mehr aus der Mode, doch um Kleidungsstücke länger im Kreislauf behalten zu können, seien immer noch einige Änderungen notwendig.
Angefangen beim Design, das die Anpassbarkeit der Kleidung, sowie eine bessere Auswahl an Größen umfassen sollte. Außerdem kann ein zeitloses Design die Abhängigkeit von Modetrends entkräften und somit das Kleidungsstück für die Verbraucher:innen länger attraktiv machen.
In puncto Reparierbarkeit könnten Konsument:innen durch genaue Pflege- und Recyclinghinweise in die Verlängerung der Lebensdauer der jeweiligen Kleidungsstücke aktiv miteingebunden werden. Eine weitere Motivation könnten zum Beispiel Reparatursets sein, die direkt mit der Kleidung verkauft werden.
Wichtig ist, was drin steckt
Um aber Textilien wirklich über einen langen Zeitraum nutzen, oder im Falle des Ausscheidens aus dem Kreislauf optimal verwerten zu können, muss bereits bei der Herstellung auf hochwertige Materialien gesetzt werden. Eine Vielzahl an Rohstoffen und Fasern stehen Designer:innen zur Verfügung, jedoch muss darauf geachtet werden, dass diese an richtiger Stelle eingesetzt werden, da sie unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Chemische Fasern gelten etwa als strapazierfähiger, bringen aber negativere Umweltauswirkungen mit. Natürliche Fasern hingegen sind zwar biologisch abbaubar, gehen aber mit einem höheren Wasserverbrauch einher.
Auch die neuerdings oft beworbene Verwendung von Recyclingfasern bringt ihre Tücken mit sich: Diese haben oft eine schlechtere Qualität und verfügen über eine geringere Stabilität als neue Fasern. Somit sind Kleidungsstücke aus solchen Materialien zum aktuellen Stand nicht förderlich für eine lange Nutzung.
Recyclingmöglichkeiten verbessern, Kreislaufwirtschaft fördern
Die Studie zeigt auf, dass es im Bereich des Textilrecyclings Innovationen braucht. Derzeit liege die Faser-zu-Faser-Recyclingquote in der EU bei unter 1 Prozent. Dieser Wert könnte bis 2030 auf 18 bis 27 Prozent gesteigert werden. Doch hierbei ergeben sich auch einige Schwierigkeiten: Die Faserqualität leidet beim mechanischen Recycling, während chemisches Recycling noch nicht marktfähig sei. Darum wird in der Studie betont, dass es ein Umdenken in der Textilindustrie und eine Entschleunigung des Kreislaufs essenziell seien, um die ökologischen Herausforderungen der Textilindustrie lösen zu können. Die Nutzung von Kleidung müsse intensiviert und verwendete Ressourcen so lange wie möglich genutzt werden.
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