Dass Strategien zur Textilsortierung und -verwertung weitreichende Wirkungen haben, die über das Sortierland hinausgehen, ist bekannt. Wie katastrophal allerdings die Auswirkungen auf manche Importländer – allen voran Ghana – sind, beleuchtet die ORF1 DOK 1 Reportage „Kleider machen Müll“. Es besteht dringender Handlungsbedarf auf politischer und ökonomischer Ebene. Die Caritas Vorarlberg, jahrelanges Re-Use Austria Mitglied, geht aus der Dokumentation als Positivbeispiel hervor.
Lisa Gadenstätter ist an einem Strand in Accra, der Haupstadt von Ghana, und stapft in Gummistiefeln durch Berge an Altkleidermüll. Sie spricht mit lokalen Händler:innen, die sich über die teils unbrauchbaren Second Hand – Waren aus dem Ausland beschweren, die ihr Land in Müll versinken lassen. Für viel Aufsehen hat im vergangenen Jahr die Ausstrahlung der Reportage DOK 1 Reportage „Kleider machen Müll“ gesorgt. Dort werden nämlich nicht nur die Unmengen an in Österreich aussortierten (teils ungetragenen) Kleidungsstücken aufgezeigt – hierzulande sind das 44.500 Tonnen, die in Altkleidercontainern landen – sondern auch die Auswirkungen, die dieses Verhalten mit sich bringt und die sich über den gesamten Globus erstrecken.
Das große Problem: In Ländern wie Österreich fehlt es an einer nachhaltigen Strategie für die Textilsortierung. Das bemerkt man bereits daran, dass es im ganzen Land nur eine einzige professionelle Anlage für die Vollsortierung von Altkleidern gibt, und zwar die Carla-Tex der Caritas Vorarlberg. Vollsortierung bedeutet, dass alles, was im Zielland nicht brauchbar ist, bereits hier ausgeschieden wird, und somit nur das im Zielland ankommt, was dort auch tatsächlich nachgefragt wird. Bei Carla Tex kommen pro Woche 50 Tonnen Kleidungsspenden aus Altkleidercontainern an, vieles davon ungetragen. In der Sortieranlage werden die Stücke schließlich nach Qualitätsstandards und nach den konkreten Bedürfnissen der Zielländer sortiert und Untragbares für das Recycling aussortiert. Teile, wo nicht einmal das geht, werden einer professionellen Entsorgung zugeführt. So soll sichergestellt werden, dass sowohl in den einheimischen Carla-Shops, als auch im Export nur gut erhaltene, zum Wiederverkauf erhaltene Kleidungsstücke landen. Das bedeutet kaputte, schmutzige oder schlecht riechende Kleidung wird aussortiert.
Caritas als Vorzeigebeispiel, aber leider nur in Vorarlberg
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei der Caritas Vorarlberg um die einzige Sortieranlage dieser Art in Österreich, und diese kann nur Altkleiderspenden aus Vorarlberg bearbeiten, und auch dort nicht die gesamte Sammelmenge. Die restlichen gesammelten Altkleider aus Österreich kommen zur Sortierung ins Ausland, etwa nach Deutschland, Italien oder Osteuropa. Warum hier dringender Änderungsbedarf besteht und welche weiteren konkreten Maßnahmen für einen besseren Umgang mit Altkleidersammlungen notwendig sind, zeigt am 24. Juli die Reportage „Kleider machen Müll“ um 22:00 Uhr auf ORF1.
Siehe zum Altkleiderexport auch das Positionspapier von Re-Use Austria.