In einer Studie des Wuppertal Instituts werden Beweggründe und Hemmnisse für Kauf und Verkauf von nicht mehr benötigten Produkten genauer betrachtet. Der Schluss: Es ginge noch mehr, wenn Unsicherheiten gezielt aus dem Weg geräumt werden. (Quelle: Recycling Magazin 12/2020)
Wiederverwendung schont Ressourcen und schafft Arbeitsplätze. Sie ist also zentral für den Umstieg auf eine für Mensch und Umwelt nachhaltige Wirtschaftsweise. Allerdings wird sie noch zu wenig praktiziert. Die vom Wuppertal Institut durchgeführte Studie „Re-Use und Secondhand in Deutschland – Einstellungen zum Thema Abfallvermeidung und Nachhaltigkeit“ gelangt, basierend auf einer Befragung deutscher Konsument*innen, zu spannenden Ergebnissen diesbezüglich. Die Autor*innen Dr. Hennings Wilts und Marina Fecke haben im November 2020 die Studienergebnisse veröffentlicht, von denen wir hier einige zentrale Punkte zusammenfassen möchten.
Über 50% besitzen ungenutzte Produkte
Mehr als die Hälfte der Befragten besitzt ungebrauchte Produkte – am häufigsten CDs, DVDs, BluRays, Bücher, Kleidung, Schuhe und Accessoires. Der geschätzte Durchschnittswert liegt pro Person bei € 1.289. Fast jede zweite Person hat im letzten Jahr unbenutzte Produkte weggegeben, wobei diese am häufigsten verschenkt wurden, dicht gefolgt von verkauft und entsorgt. Oft steht der scheinbar hohe Aufwand dem Weggeben entgegen.
Kauf & Verkauf gebrauchter Produkte
47 Prozent der Befragten haben im letzten Jahr Re-Use-Produkte gekauft. Ausschlaggebend ist dabei für 56% der geringere Preis – 36% können sich so Produkte leisten, die neu zu teuer wären – und für 42% der geringere Ressourcenverbrauch. Als weitere Gründe für Re-Use-Kauf wurden das Angebot an regulär nicht mehr erhältlichen Waren (34%) und eine höhere Qualität gegenüber neuen Produkten (24%) genannt. Zu den genannten Nachteilen zählen etwa Bedenken hinsichtlich der Funktionalität. Besonders gern Second-Hand gekauft werden Bücher, CDs/DVDs/BluRays und Fahrzeuge. Nicht gerne gebraucht gekauft werden jedoch Kleidung/Schuhe/Accessoires, Smartphones/Tablets und Haushaltsgeräte/elektronische Großgeräte. Meistgenützte Quelle für Re-Use-Kauf in Deutschland ist Ebay (45%), Gebrauchtläden mit wohltätigem Hintergrund machen dort 7% aus. Zudem verkaufen 52% der Befragten mindestens dreimal pro Jahr nicht mehr benötigte Waren, und zwar zu 78% über Online-Kanäle. Generell achten Re-Use-Käufer*innen im Alltag mehr auf nachhaltiges Handeln und Ressourcenschonung als reine Verkäufer*innen. Zudem fiel auf, dass für Über-30-Jährige der Aspekt der Ressourcenschonung eine wichtigere Rolle spiele als bei der jüngeren Altersgruppe.
Qualitätseinschätzung verbessern – Verkäufe erhöhen
Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass sowohl Kauf als auch Verkauf von Re-Use-Waren einer Kombination unterschiedlicher Motivationslagen entspringt. Einer grundsätzlich hohen Akzeptanz, Produkte in einen weiteren Nutzungszyklus zu überführen, stehen einige zentrale Unsicherheiten und Hemmnisse gegenüber. Um künftig auch eine Minderung des Abfallaufkommens durch Re-Use zu erzielen, sind einige Lenkungen der öffentlichen Hand nötig. Ein Ansatz wäre etwa ein unabhängiges Verfahren, dass Verbraucher*innen ermöglicht, beim Kauf von Gebrauchtwaren schneller und einfacher die Qualität eines Produktes einschätzen zu können, z.B. von Akkus in Elektronikprodukten. Bei Streitfällen brauche es für alle Beteiligten klare Regeln und möglichst einfache Prozeduren, wie solche Streitfälle geregelt werden können, damit die Potentiale der Wiederverwendung noch optimaler genutzt werden können.
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