Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir Kreislaufwirtschaft – ohne geht es nicht. Was das bedeutet und welchen Input der „Circularity Gap Report“ für den Kreislaufwirtschafts-Diskurs bringt, wurde Ende Februar bei der Veranstaltung „Mind the Gap“ im NHM Wien diskutiert.
Dass die Klimakrise ohne Kreislaufwirtschaft nicht zu bewältigen ist, betonte erst kürzlich Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans in seiner Eingangsrede zur europäischen Konferenz über „nachhaltige Produkte für einen nachhaltigen Konsum“
(mehr dazu). Wie sich unser diesbezüglicher Handlungsspielraum gestaltet, wurde Ende Februar wurde angeregt diskutiert auf Deck 50 des Naturhistorischen Museums Wien. Die Veranstaltung „Mind the gap oder Wo ist die Lücke im Kreislauf“ des Club of Rome – Austrian Chapter in Zusammenarbeit mit dem EU-Umweltbüro, RepaNet und dem BMK widmete sich der Frage, wie man Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz gemeinsam denken und umsetzen und damit auch die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 erreichen kann.
Bedürfnisbefriedigung innerhalb der planetaren Grenzen
Gespannt erwartet wurde die Keynote von Matthew Fraser, einem der Autoren des „Circularity Gap Report“ von Circle Economy. Er machte klar, dass Aktionen, die wir jetzt setzen, Jahrzehnte benötigen werden um ihre Auswirkung zu zeigen. Umso größer ist also die Dringlichkeit, Schritte für den Klimaschutz zu setzen. Einerseits gilt es, menschliche Bedürfnisse zu befriedigen, andererseits müssen wir gleichzeitig darauf achten, dass wir die planetaren Grenzen nicht überschreiten.
Bisher allerdings alles andere als erfolgreich – das machen etwa Klimawandel und Biodiversitätsverlust schmerzhaft deutlich. Der Circularity Gap Report stellt nun die Frage nach einem sicheren Handlungsspielraum und unserem Weg dorthin. Der Schlüssel hierfür liegt in der Betrachtung der Materialflüsse und den Schlagwörtern „narrow, slow, cycle, regenerate“. Würden wir alle nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategien umsetzen, würde dies ermöglichen, die 1,5 Grad Grenze nicht zu überschreiten. Die Frage ist, wie wir die auf verschiedenen Ebenen vorhandenen Hebel zusammensetzen können, um gemeinsam zu wirken.
Zirkuläres Denken und eine neue Governance-Struktur
In der anschließenden von Harald Friedl, dem Kreislaufwirtschafts-Beauftragtem des BMK, moderierten Podiumsdiskussion tauchten Expert:innen aus ihren jeweiligen Perspektiven tiefer in das Thema ein. Mit dabei waren Marcel Krejc (Geschäftsführer Matwash), Karl Kienzl (BMK), Karin Huber-Heim (Circular Economy Forum Austria), Willi Haas (BOKU) und Rainer Schultheis (Geschäftsführer SAPHENUS).
Um Kreislaufwirtschaft umzusetzen brauche es auch zirkuläres Denken anstatt Wachstumsdenken, hieß es etwa von Huber-Heim. Haas betonte, es brauche eine Neuausrichtung unserer Governance-Struktur. Zirkuläres Unternehmertum von Anfang an sei einer der wichtigen Ansätze im Business-Bereich, wie Schultheis und Krejc mit ihren Geschäftsmodellen zeigten. Dabei brauche es klare Ansprechpartner für Jungunternehmer:innen. Kienzl wiederum beantwortete die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines zirkulären Ministeriums mit der Notwendigkeit einer zirkulären Regierung.
Das Publikum von ca. 60 Interessierten und Expert:innen verschiedenster Bereiche sowie die 500 Teilnehmer:innen per YouTube Livestream beteiligten sich rege an der Diskussion. Im Wrap-up fassten RepaNet Geschäftsführer Matthias Neitsch und Friedrich Hinterberger vom Club of Rome – Austrian Chapter ihre Take-aways aus der spannenden Veranstaltung zusammen. Wer sich in Details vertiefen möchte hat die Möglichkeit, die Aufzeichnung der Veranstaltung online anzusehen.
Mehr Infos …
Aufzeichnung Livestream (YouTube)
Club of Rome: Veranstaltungsrückblick Teil 1: Keynote von Matthew Fraser
Zur Website des Circularity Gap Report
EUWID: Frans Timmermans: Bio- und Diversitätskrise ohne Kreislaufwirtschaft nicht zu lösen
RepaNews: Mind the Gap – Wo ist die Lücke im Kreislauf?
RepaThek: Bericht: The Circularity Gap Report 2020
VABÖ News: Der Circularity Gap der Weltwirtschaft ist zu groß
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