Im Auftrag des Klimaministeriums hat das österreichische Umweltbundesamt das Thema Alttextilien und Textilabfälle in Österreich genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse bestätigen uns einmal mehr in unserem Tun.
„Aufkommen und Behandlung von Textilabfällen in Österreich“ heißt die Studie des Umweltbundesamtes, die im Auftrag des Klimaministeriums erstellt und Anfang Februar veröffentlicht wurde. Sie liefert eine umfassende Übersicht zu Aufkommen und Verbleib von Textilabfällen und Alttextilien in Österreich. Dafür wurden Daten aus unterschiedlichen Sektoren zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Dabei nicht fehlen darf natürlich auch die sozialwirtschaftliche Textilsammlung vertreten durch RepaNet.
2018: 44.700t Alttextilien gesammelt, 57% davon von karitativen Sammlern
Karitative, gewerbliche, kommunale und informelle (letztere sind ohne behördliche Erlaubnis arbeitende) Sammler sowie Handelsketten mit Sammelstrukturen sammelten im Referenzjahr 2018 rund 44.700t Alttextilien. 57% davon entfielen auf karitative Sammler. Untersucht wurden auch Textilabfälle in verschiedenen Abfallfraktionen; der größte Teil ist im Restmüll anzutreffen (77% von insgesamt 222.000t Textilabfällen). Leider kann nicht festgestellt werden, wie viel davon noch für die Wiederverwendung geeignet wäre, da die hierfür genutzten Restmüll-Sortieranalysen aus den Bundesländern dies nicht erfassen.
Erhöhtes Sammelaufkommen durch Corona
Betrachtet werden auch die Besonderheiten der letzten zwei Jahre. Der erste Corona-bedingte Lockdown im März 2020 führte zu einem erhöhten Alttextil-Aufkommen; die entstandenen Mengen konnten nicht gänzlich abtransportiert und behandelt werden. Auch im weiteren Verlauf blieben die Mengen hoch, während die Qualität der Kleidung sank. Unabhängig von der Pandemie ist generell zu beobachten, dass der Anteil der „Cremeware“ weniger wird, da der Verkauf über Online-Plattformen wie z.B. willhaben oder eBay populärer wird und teilweise nur mehr auf diese Weise unverkäufliche Textilien in die Sammlung Eingang finden. Diese Umstände und die sinkende Nachfrage im Ausland führten zu einem drastischen Preisverfall. Die Autor:innen fassen die Situation in Europa so zusammen:
„Der europäische Alttextilienmarkt ist in den letzten Jahren vor allem durch steigende Sammelmengen in vielen Mitgliedsstaaten, abnehmende Marktfähigkeit der Sammelware hinsichtlich des Anteils an tragfähiger Bekleidung, schwierige Vermarktung der Gebrauchtkleidung aufgrund minderwertiger Ware, Absatzschwierigkeiten bei sortierter Kleidung, erschöpfte Lagerkapazitäten der Textilrecycler und niedrige Verkaufspreise durch Überangebot geprägt.“
Gewessler: Wiederverwendung forcieren, Qualität in Fokus rücken
Die Untersuchungen zeigen die Notwendigkeit zu handeln. Klimaministerin Leonore Gewessler: „Die hergestellten Produkte verbrauchen große Mengen an Wasser und wertvollen Rohstoffen, oftmals direkt für die Tonne produziert.“ Um Ressourcen zu schonen, sei es deshalb umso wichtiger, nicht mehr genutzte Alttextilien ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederzuverwenden und zu verwerten. „Gleichzeitig muss sich aber auch bereits bei der Produktion, beim Bewusstsein der Industrie und bei unserem Konsumverhalten etwas ändern, und Regionalität und Qualität müssen wieder mehr in den Fokus rücken.“ (mehr auf orf.at)
Empfehlungen: mehr Re-Use, Auf- und Ausbau von Sammelstrukturen
Die Autor:innen der Studie leiten aus ihren Untersuchungen folgende Empfehlungen für die künftige Alttextilsammlung und -verwertung ab:
- > Restmüll-Sortieranalysen sollen künftig auch die Nutzbarkeit der Textilien (vor Entsorgung) erfassen.
- > Dem Phänomen Fast Fashion muss durch Verlängerung der Nutzungsdauer und mehr Re-Use entgegengewirkt werden; dafür braucht es u.a. Bewusstseinsbildung.
- > Es braucht Auf- und Ausbau von stabilen Sammelstrukturen und Verwertungsschienen im Inland, um mehr Unabhängigkeit vom Kleiderexport ins Ausland zu schaffen und sich für das durch EU-Vorgaben zu erwartende steigende Sammelaufkommen zu wappnen.
- > Die Autor:innen fordern einen zunehmenden Fokus auf Faserrecycling, da sie erwarten, dass sich der Trend zu sinkender Qualität fortsetzen wird.
RepaNet unterstützt die Forderung nach besserer Qualität bei Textilien, um die Voraussetzungen für längere Nutzung und Re-Use zu verbessern. Die vor Kurzem von der EU-Kommission veröffentlichte EU „Strategie für nachhaltige und zirkuläre Textilien“ schlägt in diese Kerbe und könnte für die richtigen Weichenstellungen auf EU-Ebene sorgen (mehr dazu). So soll etwa ein Teil der Beiträge zu künftigen EPR-Systemen für die Vorbereitung zur Wiederverwendung und Abfallvermeidungsmaßnahmen verwendet werden. Besonders zu würdigen ist hier die Rolle der sozialwirtschaftlichen Textilsammler, und RepaNet setzt sich in Österreich sowie gemeinsam mit RREUSE auf EU-Ebene dafür ein, dass Versprechen auch Realität werden und sich in begünstigenden Maßnahmen niederschlagen.
Mehr Infos …
Artikel auf orf.at: Kleidung im Müll – nur 17 Prozent werden recycelt
Zur Website sachspenden.at – dein Online-Finder für die sozialwirtschaftliche Kleidersammlung
RepaNews: Vielversprechende Ökodesign-Verordnung und Textilstrategie werden konkretisiert