Der deutsche Dachverband FairWertung e.V. schlägt in einem offenen Brief Alarm: Der Großhandelsmarkt für Altkleider ist 2024 in eine schwere Krise geraten. Steigende Kosten und sinkende Marktpreise bringen gemeinnützige Altkleidersammler, die nach ökologischen und sozialen Standards sammeln, in Existenznot. Viele soziale Projekte und Einrichtungen, die auf die Erlöse der Kleidersammlungen angewiesen sind, könnten stark betroffen sein. Besonders jetzt, wo die Nachfrage nach sozialer Unterstützung steigt, könnte der Zusammenbruch dieser Strukturen gravierende soziale Folgen nach sich ziehen.
Der internationale Altkleidermarkt befindet sich in einer tiefen Krise und damit steht die Existenz vieler gemeinnütziger Kleidersammlungen auf dem Spiel. In einem offenen Brief zeigt der deutsche Dachverband FairWertung e.V. nun auf: Die Preise für gebrauchte Textilien sind drastisch gefallen, während die Sammelkosten stark gestiegen sind – eine belastende Kombination für gemeinnützige Organisationen, die ihre Einnahmen oft zur Finanzierung sozialer Projekte nutzen. Der Dachverband, der über 150 dieser Sammler vereint, ruft nun Politik und öffentliche Entsorger dringend zum Handeln auf, um diese wertvolle Infrastruktur der sozialen und ökologischen Kreislaufwirtschaft zu bewahren.
Die konkreten Forderungen von FairWertung e.V. lauten:
- Aussetzung von Stellplatzgebühren für gemeinnützige Sammlungen,
- Aussetzung von Vergütungen, die im Rahmen von Konzessions- oder Vergabeverfahren mit gemeinnützigen Sammlern vereinbart wurden,
- kostenlose Entsorgung von Fremd- und Störstoffen sowie Beistellungen beim öffentlich-rechtlichen Entsorger und
- kostenlose Übernahme von Überschüssen aus sozialen Einrichtungen der lokalen Wiederverwendung durch den öffentlich-rechtlichen Entsorger.
- Prüfung einer Überbrückungszahlung an gemeinnützige Sammler aus dem Gebührenhaushalt.
Langfristige Veränderungen notwendig
Diese kurzfristigen Unterstützungen können das Problem allerdings nicht in der Gesamtheit lösen. Langfristige Lösungen sind unerlässlich, um die Getrenntsammlung, Sortierung, Re-Use und das Recycling von Alttextilien zu sichern und auszubauen.
Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die von der EU-Kommission vorgeschlagene erweiterte Produzentenverantwortung für Textilien. Diese Maßnahme könnte die finanzielle Grundlage für die nachhaltige Sammlung und Wiederverwertung von Textilien stärken, wird aber erst in einigen Jahren greifen.
Der Erhalt gemeinnütziger Sammlungsstrukturen ist dabei kein Selbstzweck: Sie sind integraler Bestandteil einer textilen Kreislaufwirtschaft, die ökologische Ziele mit sozialem Mehrwert verbindet. Viele Bürger:innen möchten ihre aussortierten Textilien bewusst für gemeinnützige Zwecke bereitstellen – ein Anliegen, das auch die EU-Kommission anerkennt, indem sie dem sozialen Sektor eine hervorgehobene Stellung im Rahmen eines Systems der erweiterten Produzentenverantwortung für Textilien zugewiesen hat.
Über FairWertung e.V.:
Der Dachverband FairWertung e.V. ist der Zusammenschluss gemeinnütziger Organisationen in Deutschland, die Kleiderspenden sammeln. Der Verein hat Kriterien für eine verantwortungsvolle und faire Sammlung, Behandlung und Verwertung nach hohen ökologischen, sozialen und ethischen Standards entwickelt und umgesetzt. Über 150 Organisationen sammeln nach diesen Standards in Deutschland aussortierte Bekleidung, Schuhe, Haushaltswaren und Accessoires von privaten Haushalten. Die Sammler sind am Zeichen FairWertung zu erkennen. Der Verein setzt sich zudem für mehr Transparenz auf dem Altkleidermarkt ein. Das Engagement wurde 2022 mit dem „Verbraucherschutzpreis“ der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz ausgezeichnet. Darüber hinaus arbeitet FairWertung zu übergeordneten Themen wie Kreislaufwirtschaft und einen gerechten globalen Secondhand-Handel. Zuletzt hat der Verein mit dem Report „Secondhand – Second Thoughts?“ eine umfassende Studie zu den ökologischen und sozialen Auswirkungen des Handels in Ländern des globalen Südens vorgelegt.